„Pfiati Gott, schöne Alm!“

Foto: (c) www.michaelwerlberger.at

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Dorli Rettenegger ist weitum bekannt für ihre freundliche Art, mit der sie Wanderer auf der Alm empfängt und den Fleiß, mit der sie die ihr anvertraute Hütte in Schuss hält. Legendär sind ihre hervorragenden Kuchen und Mehlspeisen, die allein schon eine Wanderung wert sind. Nach diesem Almsommer wird Dorli den Hüttenschlüssel das letzte Mal umdrehen – und die Pension genießen.

Goldener Wanderherbst

Der Herbst ist eine wunderbare Zeit zum Wandern: Die Hitze des Sommers weicht der lauen Luft, in der Bewegung ausnahmslos Spaß macht, die Blätter der Bäume verfärben sich prachtvoll und es ist wie ein inneres Verlangen, noch einmal den Blick in weiter Höhe schweifen zu lassen, bevor uns der Winter in die Täler befiehlt.

Auf der Mahdalm in Annaberg herrscht heute reger Betrieb, obwohl rund um die Hütte ein stürmischer Föhnwind braust. In der Stube wärmt der Ofen die Wanderer und wir schauen auf der originellen Karte, was es heute so gibt: Hüttenwirt Blas kommt schon mit einer guten Brettljause aus der Küche, ich entscheide mich für ein Stück Nougattorte. Sie schmeckt – nein, nicht lecker (denn auf der Alm benutzen wir dieses Wort sicher nicht!) – ausgezeichnet! Übrigens: Verlangt man beim Blas eine „Käsesahne“, dann gibt´s gleich die passende Antwort dazu: „Des is a Topfnturtn, weil den Kas verkochen wir nicht im Kuchn!“ 😉

Nach der Jause statte ich der Dorli an ihrem Arbeitsplatz in der Küche einen Besuch ab. Sie bietet mir gleich Platz am gemütlichen Tisch an, die umsichtige Gastgeberin deckt sogar noch eine nette Tischdecke auf, bevor sie sich eine kleine Pause gönnt und mit mir plaudert.

Dorli„Dorli, deine Kuchen sind legendär! Woher nimmst du die Ideen?“„Danke, mich freut´s, wenn es schmeckt. Aber, das sind ganz normale Rezepte, ich selche ja daheim auch unseren Speck selber.“ Wieviel Kaiserschmarrn hat sie in ihrem Leben auf der Alm schon zubereitet? Wahrscheinlich eh so hoch wie die Bischofsmütze? Jetzt muss sie wirklich lachen: „Ja, weit wird es nicht mehr fehlen!“

Immerhin verrät mir Dorli, dass sie ein Jahr in Hallein auf der Hauswirtschaftsschule war und dort viel Brauchbares gelernt hat, auch einiges über das Backen und Kochen. Später war sie in einem Büro beschäftigt, aber das war eigentlich nicht das Richtige für die gesellige Dorli: „Mein eigentlicher Traumberuf wäre Frisörin gewesen. Auf der Hütte, die meine Eltern auf der Postalm betrieben haben, hab ich aber immer schon mitgeholfen. Ein Beruf, wo ich viel mit Menschen zu tun hab, sowas hat mir zugesagt.“

Zwei Jahre lang war sie mit ihrer Schwester gemeinsam auf der Rottenhofhütte, dort hat sie auch ihren Blas, einen echten Bergfex, kennen gelernt. Gemeinsam waren sie 17 Jahre lang Pächter der Theodor-Körner-Hütte am Fuße der Bischofsmütze. Mit viel Fleiß und nachhaltigen Ideen haben sie daraus ein echtes Schmuckstück gemacht: „Wir haben oft von Wanderern gehört – das muss doch eure eigene Hütte sein, weil ihr mit so viel Liebe und Sorgfalt hier arbeitet“, erzählt Dorli stolz. Auch die Kinder Florian und Karin wurden in dieser Zeit geboren und wuchsen im Sommer unbeschwert auf der Alm auf – übrigens hatten sie einen prominenten Spielkameraden, denn nur fünf Minuten weiter bewirtschaftete Ferdinand Hirscher, der Vater von Ski-Superstar Marcel Hirscher, die Stuhlalm.

Oft bekamen die Hüttenleute unerwarteten Besuch: „Einmal hat es so richtig gestürmt und sogar gehagelt. Da stand plötzlich eine ganze Gruppe vor der Hüttentür, alle patschnass und fertig!“ Die Stube wurde geheizt und die Wanderer versorgt. Wanderer haben die umsichtigen Hüttenwirte stets zu schätzen gewußt, recht viel Zeit blieb Dorli für sich selber dabei nicht. Es kam sogar vor, dass in so manchem Sommer der Frisör zur Dorli hinaufgehen musste, weil sie keine Zeit hatte, in den Ort zu gehen!

Trotzdem schaffte sie es, bald nach der Geburt ihrer Tochter Karin, mit ihrem Mann Blas, einem geprüften Bergführer, auf die Bischofsmütze, diesem markanten Berg des Gosaukammes, zu steigen. Ein Ereignis war der Felssturz 1993, bei der große Teile von der Bischofsmütze abbrachen und zu Tal donnerten: „Diese Wucht war noch im Ort zu hören.“ Dass so etwas passieren kann, beunruhigt Dorli nicht: „Wenn du nachts auf der Alm schläfst, hörst du viele Geräusche, die in bewohntem Gebiet gar nicht auffallen.“

Almsommerhütte

Sie schläft auf jeden Fall gut, vielleicht ist es die gute Luft, aber sicher auch der lange Arbeitstag, der für sie bereits um 5.00 Uhr morgens beginnt: „Ich hab es gern, wenn alles vorbereitet ist, bevor die ersten Wanderer und Radlfahrer kommen.“

Vor zwei Jahren wurde die Mahdalm für einen Pächter frei und die beiden ergriffen diese Gelegenheit beim Schopf: „Hier heroben war schon die Mutter vom Blas und er hat gute Kindheitserinnerungen an diese Zeit.“ Dabei schaffte die Familie es gleich, den begehrten Titel Almsommerhütte 2014 zu erlangen!

 

Bei all diesen wunderbaren Aus- und Weitsichten – gibt es vielleicht ein Lieblingsplatzerl für Dorli hier heroben? „Der Mahdriedl, unweit der Mahdalm mit dem herrlichen Blick auf die Berge und Täler rundum ist schon ein ganz besonderes Fleckerl Erde.“

Am 11. Oktober dreht Dorli den Schlüssel der Almtüre zum letzten Mal um. Viel Arbeit, aber auch viele schöne Erlebnisse, nimmt sie dann mit ins Tal.

Panorama Mahdriedl

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