Staatsmeister auf der Trial-Maschin´

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Was für ein Empfang! Damit hab ich nie gerechnet!“ Johann Krallinger, kurz „Josch„,  aus Lungötz freut sich riesig: Über 80 Menschen warten auf ihn, als er vom letzten Rennen um die Trial-Staatsmeisterschaft wieder heimkommt. Denn Josch ist Junioren-Staatsmeister – und das muss natürlich gefeiert werden!

Richtig Spur halten

Sieben Rennen, aufgeteilt in ganz Österreich, gilt es um den Titel zu bestreiten. Die Trialfahrer sind nach Könnensstufen eingeteilt. Mittlerweile fährt Johann in der Könnerklasse Blau.  In dieser Stufe sind werden die Hindernisse noch einmal ein ganzes Stück schwerer und höher, ohne Hüpftechnik hat man keine Chance. So ist auch er momentan mit seiner „ungefähr 8. Trial“ unterwegs, sein Material wird ganz schön beansprucht: „Reifen, Fußraster, Motor, alles nützt sich an den Hindernissen ab„, erklärt Josch.

Seine erste Trialmaschine hat er mit 13 Jahren privat gekauft: „Ein alter Krapfen, einfach mal zum Probieren„, erinnert er sich, „Statt Stiefel fuhr ich mit Bergschuhen, das war zach.“ Johann trainiert dafür jeden Tag, Sommer wie Winter: „Wir haben in der Nachbarschaft ein Trainingsgelände“, erklärt er, „wenn es schlammig ist und die Reifen nicht greifen, ist die Herausforderung groß.“

Was ist Trial eigentlich?

Trial kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt so viel wie: Versuch, Probe und auch harte Prüfung und Belastung. Diese Übersetzung macht das Trialfahren sehr deutlich. Man versucht, was man mit einem Motorrad alles machen kann. Dabei kommt es nicht auf Geschwindigkeit an, sonder auf Geschicklichkeit. Schwierigste Geländerabschnitte sind zu durchfahren. Dabei ist die fehlerfreie Bewältigung das Ziel. Zusammengefasst kann man sagen, Trial bedeutet Motorradbeherrschung in Perfektion, der Fahrer muss eine funktionierende Einheit mit dem Motorrad bilden, damit er diese Anforderungen erfüllen kann. (Quelle: twnclub.ch)

Josch gibt Gas

Ein Sonntag im Herbst. Früh, sehr früh: „Wer Staatsmeister werden will, muss aufstehen„, lacht Josch. Der Lungötzer und sein Vater Hans sind seit 4.00 Uhr munter, um rechtzeitig vor Ort zu sein. Ziel ist das letzte, entscheidende Rennen, das zur österreichischen Staatsmeister-Serie gehören: „Zweimal war ich schon Vize, heuer will ich es wissen!

Ein Rennen ist erst einmal Timing, die acht Sektionen müssen in vier Runden mit Zeitlimit bewältigt werden: „Pro Sektion hast du 90 Sekunden Zeit, sonst gibt´s Strafpunkte.“ Aber Schnelligkeit allein hilft gar nicht: „Da geht nix mit Hudeln, auf die Geschicklichkeit und auf vorausschauendes Fahren kommt es an.“ Auch körperlich ist die Herausforderung groß: „Berührt ein Fuß den Boden – Fehlerpunkt. Fährst du aus der Begrenzung raus, ist das Rennen gelaufen. G’scheiter ist, du bleibst oben!

Fahren mit Hand-icap

Josch geht mit Handicap ins letzte Rennen, kurz davor hat er sich an der Hand verletzt: „Die Schmerzen musst du in diesem Moment ausblenden, die Konkurrenz schläft nicht.“

Mit einem Punktevorsprung geht Johann in den Parcours, aber: „Diesmal war ich echt g´scheit nervös.“ Das macht sich in den ersten drei Sektionen auch bemerkbar: Der Motor stirbt einmal ab, ein Fuß berührt den Boden und eine Begrenzungstafel fährt er um: „Ich war ganz schön fertig, der Parcours war sauber schwer„, meint Josch. Doch er bemerkt, dass es den anderen Fahrer genauso geht: „Ich hab realisiert, dass die anderen ebenso ziemlich kämpfen mit der Strecke und dass es sich ausgehen kann.“

Josch gibt alles, in den weiteren Runden macht er Punkte gut, hochkonzentriert geht er die Hindernisse an. Trotzdem er jede Erschütterung stechend spürt, gibt er das Lenkrad nicht aus der verwundeten Hand. Mit eisernem Willen reißt er seine Trial hoch, wenn es über die Hindernisse, wie Stufen oder Felsen geht, lässt die Kupplung keinen Moment zu früh aus und setzt den Reifen genau dort, wo er ihn haben will. Am Ende des Rennen steht es fest: Johann Krallinger ist Junioren Staatsmeister, seine Konkurrenz hat keine Chance: „Den Stand von 165 Punkten nach sieben Rennen hat locker gereicht, der zweite hatte nur 139„, ist Josch erleichtert.

 

Willkommen in der Elite!

Im nächsten Jahr startet Josch in der höchsten Klasse für Landesmeisterschaften. Sie ist die Experten/Eliteklasse und mit weißen oder gelben Pfeilen gekennzeichnet. Zusätzlich zu den bisherigen Hindernissen sind hier noch engere Kurven vor den noch größeren Barrieren eingebaut. Durch die Größe und Schwierigkeit der Hindernisse braucht Josch ab dem nächsten Jahr einen verlässlichen „Minder„, also jemanden, der mit ihm auf einer Trial am Parcours ist, die Passagen mit ihm durchgeht und notfalls die Trial abfängt: „Da vertraue ich nur auf meinen Nachbarn und langjährigen Trialkollegen Ricky Hirscher. Schließlich muss ich mich auf meinen Minder 100%ig verlassen können.“

Josch freut sich schon darauf, in der Königsklasse mitzufahren. Bernie Walkner aus Adnet, der hier in diesem Jahr den Vizestaatsmeister errang, ist schon seit längerem sein Trainigspartner.

Und dann wird die internationale Karriere angestrebt? „Ja klar, das juckt mich schon„, lacht Johann, „Aber das ist dann schon ein enormer Aufwand. Momentan fahre ich nur ab und zu wenn es zeitlich passt, für Trainingszwecke mit.“

Johann mit Trial

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