Der Krampus kommt nur mit Maske
Aber für den Krampus ist das nichts Besonderes. Ohne Maske? Geht ja gar nicht! Denn ohne die – wie man bei uns sagt – Loafn (Larve) über dem Gesicht, geht der Krampus doch gar nicht aus dem Haus.
Wenn Nikolaus und Krampus unterwegs sind
Wenn die Tage kürzer werden und die Nächte länger und dunkler, dann regt er sich wieder. Der Krampus gehört zur alpenländischen Tradition in der Vorweihnachtszeit. Er ist das schaurige Gegenstück zum Nikolaus. Beide gemeinsam sind rund um den 5. und 6. Dezember unterwegs und besuchen kleine wie große Kinder und ihre Familien. Der heilige Nikolaus weiß, wie brav die Kinder im vergangenen Jahr waren, ob sie immer nett zu ihren Geschwistern waren, wer der Mama geholfen hat oder wie gut die Noten in der Schule sind. Alles steht in seinem goldenen Buch verzeichnet. Und dafür gibt es eine kleine Belohnung vom Nikolaus, meist bekommen die Kinder ein Säckchen mit guten Sachen drin, Schokolade und Mandarinen, Nüsse und Kekse. Die Kinder singen dafür dem heiligen Mann ein schönes Lied oder sagen ein Gedicht auf, das freut den Nikolaus besonders.
So weit so gut. Wenn da nicht sein fürchterlicher Begleiter hinter ihm stehen würde! Ach, der lässt so manche Strophe im Lied nur mit tränenerstickender Stimme singen und nur aufgepasst, dass man beim Gedicht nicht hängenbleibt. Denn dann lässt der Krampus seine Glocken, die er um die Hüfte geschnallt hat, laut erklingen, ein Brummeln dringt unter der Loafn hervor und die Rute in seiner Hand schwenkt bedrohlich hin und her. Nur gut, dass auch der furchteinflößende Krampus dem heiligen Nikolaus gehorchen muss.
Natürlich weiß der Nikolaus auch um die kleinen „Sünden“, die in einem Jahr halt auch einmal passieren können. Hier freche Widerworte zu den Eltern, dort eine kleine Schummelei in der Schule – alles sieht der heilige Mann. Und dann darf der Krampus durchaus etwas lauter werden, aber nur ein bisschen, denn mit der Loafn, dem Fell, den Glocken und seiner meist großen Statur reicht oft schon ein kleiner Anstoß, um Besserung zu geloben …
Interview mit einem Krampus
Wie es bei diesen Besuchen dem Krampus selber geht? Dazu haben wir Lukas Schilchegger befragt. Er ist der Obmann der Kesselpass Lammertal, die „in normalen Zeiten“ am 5. Dezember von Haus zu Haus geht und die Kinder besucht. Dass heuer einfach alles anders ist, hat er mir im Gespräch bestätigt.
Eigentlich würdet ihr zur Zeit ja bereits bei den vielen Krampusläufen im ganzen SalzburgerLand aktiv sein?
Lukas: „Eigentlich ja. So ab dem 20. November ist die Kesselpass Lammertal bereits unterwegs und präsentiert sich bei den diversen Läufen. Aber 2020 werden keine Krampusläufe durchgeführt. Corona lässt das leider nicht zu. Das ist sehr schade, auch für das Vereinsleben generell. Heuer wären es nur angemeldete Hausbesuche und auch die bleiben momentan aus.“
Dafür gibt es aber auch genaue Bestimmungen?
Lukas Schilchegger: „Ja, auch vor dem Brauchtum hat Corona nicht halt gemacht. So dürfen in diesem Jahr Nikolaus und Krampus zwar die Kinder besuchen, allerdings nur bis vor die Haustüre. Hineingehen können wir heuer nicht, was sehr schade ist. Es ist schön für uns, wenn sich die Familie um den Tisch versammelt hat, alles hübsch dekoriert ist und die Kinder mit roten Wangen und glänzenden Augen warten.“
Der Krampus trägt ja ohnehin eine Maske – ist trotzdem für euch noch mehr zu beachten?
Lukas: „Wir haben überlegt, unter der Loafn auch noch eine Schutzmaske zu tragen. Wir wollen einfach kein Risiko eingehen.“
Wie schaut so ein Hausbesuch von Nikolaus und Krampus im Normalfall aus?
Lukas: „Traditionell werden die Hausbesuche am Krampustag, also am 5. Dezember, durchgeführt. Schon nach Mittag laufen die Vorbereitungen an. Der Krampus muss ja auch noch sein Fell überziehen und die Loafn aufsetzen. Der Nikolaus und die Engel ziehen ihre schönen Gewänder an, dann bekommt der Heilige noch einen weißen Bart, weiche Handschuhe und seinen Stab in die Hand gedrückt. Ein Traktor bringt uns mit seinem Anhänger zu den Kindern.“
Dabei habt ihr aber schon die Loafn auf?
Lukas: „Ja, darauf schauen wir schon. Wenn die Kinder den Traktor hören, sollen sie dann auch Kramperl sehen, die nicht mit der Loafn unterm Arm unterwegs sind. Auch bei den Hausbesuchen achten wir darauf, dass der Mythos Krampus aufrecht erhalten wird. Außer die Eltern wünschen es ausdrücklich. Dann setzen wir die Masken für einen kurzen Moment ab, damit die Kinder sehen, dass darunter echte Menschen sind.“
Was ist für dich als Krampus das Schöne an den Hausbesuchen?
Lukas: „Es ist einfach so schön, wenn die Kinder erwartungsvoll dasitzen und dem Nikolaus was vorsingen. Das machen sie mit so einer aufrichtigen Freude, dass es auch mir als Krampus ganz anders unter der Maske wird. Manche sind ganz überrascht, was der Nikolaus alles von ihnen weiß. Besonders witzig ist es immer dann, wenn man die Kids eigentlich als recht aufgeweckt kennt, bis sie mit Nikolaus und Krampus konfrontiert sind. Dann sind sie oft ganz ehrfurchtsvoll und leise oder bringen gar keinen Ton heraus. “
Ihr seid ja auch Veranstalter der beliebten Perchtenlaufes in Lungötz. Wie schaut es denn damit heuer aus?
Lukas: „Auch den Perchtenlauf müssen wir schweren Herzens für dieses Jahr absagen. Wir hoffen, aber, dass wir uns alle gesund und munter dann im Advent 2021 bei einem Krampuslauf, Hausbesuch oder beim Perchtenlauf wieder sehen können!“
Einen etwas anderen, aber sehr humorvollen Einblick in das Geschehen rund um den Perchtenlauf bietet diese Video – absolut sehenswert:
(Fotonachweis: alle Bilder Kesselpass Lammertal)
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