Mit den Sternsingern in Lungötz unterwegs

Königlicher „Bodyguard“

Vor einigen Jahren durfte ich die Sternsinger in Lungötz begleiten. Ein bisschen nervös bin ich schon, immerhin ist es das erste Mal, dass ich mit den Sternsingern mitgehen darf. Dabei halte ich keineswegs den Stern oder darf gar einer der Heiligen drei Könige, Caspar, Melchior oder Balthasar sein. Nein, ich bin nur der Fahrer der Weisen aus dem Morgenland …

Die Sternsinger sind unterwegs (c)Sylvia Schober

Sternsinger: Warum sind sie unterwegs?

Sternsinger sind in Annaberg und Lungötz in mehreren Gruppen unterwegs. Pünklich um 8.00 Uhr hole ich „meine“ Könige vom Pfarrheim ab:  Laura ist König Balthasar und bringt dem Jesuskind „Gold“, Chiara ist Caspar und hat Myrrhe mit und Viktoria ist als Melchior unterwegs und schwenkt den Weihrauch. Maria ist unsere Sternträgerin. Fertig geschminkt singen sie unserer Mesnerin Kathi noch ihr Lied vor und sagen ihre Sprüche dazu auf. Für mich hat Kathi Handzettel, auf denen steht, warum wir eigentlich unterwegs sind. Wir machen das nämlich nicht, damit die Mädchen eine Beschäftigung in den Weihnachtsferien haben. Nein, während andere noch tief schlafen, sind meine Königinnen unterwegs, um für Kinder in Not zu sammeln. Dabei wird jedes Jahr ein neues Thema ausgerufen.

Außerdem bekomme ich noch Ersatzweihrauch und Kreide mit. In jedes Haus, in das wir kommen, werden wir oben am Türrahmen folgendes hinaufschreiben:

20*C+M+B+15. Der Stern steht für den Stern, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Symbolisch tragen die Sternsinger ihn mit sich; er ist Zeichen für Christus. C+M+B stehen für die lateinischen Worte „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus.

Volkstümlich werden die drei Buchstaben als Kürzel für die überlieferten Namen der drei Weisen verstanden: Caspar, Melchior und Balthasar. Die drei Kreuze bezeichnen den Segen: Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Gott ist Mensch geworden, um uns Menschen ganz nahe zu sein – auch im neuen Jahr.

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Oh Schreck, die Tasche ist weg!

So, nun geht es aber los: Wir fahren nun bis zum Schichlbauer, wo unsere Maria daheim ist. Das ist der letzte Hof im Neubachtal und von dort werden wir Richtung Ortszentrum unterwegs sein. Soweit der Plan – denn wie bekommt man drei Könige, den Sternträger samt Stern und das ganze Zubehör nur in mein kleines Auto? Ganz einfach: Tür auf, Könige rein, Tür zu! Tatsächlich, wir haben alle reingepasst, sogar der Stern!

Alle haben Platz im Auto, auch der Stern (c)Sylvia Schober

Alle haben Platz im Auto, auch der Stern (c)Sylvia Schober

Beim Schichlbauer angekommen, der erste Schreck: Die Tasche mit den Utensilien ist weg! Da hilft auch kein Suchen, sie bleibt verschwunden. Also steigen alle aus, Maria kennt sich hier ja aus und die Mädchen sind auch schon einige Male als Sternsinger unterwegs. Sie werden die erste Station allein erledigen, während ich nochmal zurückfahre. Am Parkplatz beim Pfarrhof liegt die Tasche im Schnee. Irgendwie ist sie gerissen, ohne dass wir es bemerkt haben. Ich putze alles schnell ab und flitze wieder zurück. Ihre Majestäten warten schon, Handzettel ausgeben, mit der Kreide den Segen an die Tür geschrieben, „Gutes Neues Jahr!“ und schon sind wir weg.

Es ist schön zu sehen, wie sich die Menschen freuen, wenn wir kommen. Manche springen vom Schneeschaufeln durchnässt schnell aus der Dusche, um uns nur ja nicht zu übersehen. Andere warten schon auf die Sternsinger und singen kräftig mit. Kinder schauen uns mit großen Augen an, Hunde beschnuppern uns und Urlaubsgäste, die wir natürlich in ihrem Feriendomizil ebenfalls aufsuchen, sind ganz begeistert von diesem Brauch und Weihrauchduft. Überall singen die Königinnen ihre Lieder und wünschen ein gutes neues Jahr. Überall werden wir gut aufgenommen. So stapfen wir durch den Schnee, für längere Strecken zwängen wir uns in das kleine Auto. Dort singen die Mädchen fröhlich weiter.

Oh Pannenbaum …

Nach einer Kurve will ich mich vor einem Haus einparken, dabei übersehe ich durch die Schneemassen einen Graben – und prompt hängen wir dort auch schon drin. Kein Vor und kein Zurück mehr. Da singt Viktoria auf der Rückbank: „Oh Pannenbaum!“ Unter großem Gelächter klettern die Mädchen aus dem Auto. Das heißt, alle bis auf Laura, die sich ihr wallendes Gewand in der Autotür so eingeklemmt hat, dass sie gar nicht mehr aussteigen kann. Sie bleibt also sitzen, während die anderen einmal kräftig das kleine Auto anschieben – und wir sind wieder auf der Straße! Jetzt wird noch Laura befreit und wir können weiterfahren.

Es schneit und wir haben noch einen weiten Weg. Da können wir einfach nicht widerstehen, als uns Greti Leitenreiter auf Tee und Kekse einlädt. Noch dazu wissen wir, dass sie besonders gute Kekse hat. So gestärkt geht es weiter. Beim übernächsten Haus ist es plötzlich aus: Der Stern sagt grad noch sein Sprücherl, Balthasar verhaspelt sich und Melchior muss bei der letzten Zeile improvisieren, weil auf einmal der Text weg ist. Bevor alle lachen müssen und die heilige Stimmung dahin ist, rettet uns Caspar mit lauter Stimme. Puh, das wäre peinlich gewesen!

Die Sternsinger besuchen jedes Haus (c)Sylvia Schober

Die Sternsinger besuchen jedes Haus (c)Sylvia Schober

Jetzt sind wir schon ziemlich nass und hungrig, aber irgendwie möchten wir gar nicht aufhören. „Das Haus besuchen wir noch und dann ist Mittagspause“, sagen wir uns einige Male. Beim nächsten Haus raucht es aber im Weihrauchgefäß grade so schön, dass wir doch noch weitergehen. Als die Menschen dann aber schon überall beim Essen sitzen, hören wir schließlich doch auf und gehen zu Andrea Pomberger, die für uns gekocht hat. Die Sternsinger werden nämlich von Freiwilligen aus dem Ort mittags gratis versorgt. Herrlich, aus den nassen Sachen zu kommen und sich zum gedeckten Tisch zu setzen. Nach dem köstlichen Essen löst mich Anni Rieger ab, weil ich nachmittags zu Hause selber Besuch bekomme. Die Sternsingerinnen werden aber noch einige Stunden durch den Schnee stapfen und den Menschen viel Freude bringen.

Vielen Dank allen Sternsingern für Euren Einsatz und herzlichen Dank allen freiwilligen Helfern! Und allen ein glückliches, friedvolles und gesegnetes Neues Jahr!

 

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