Danke, Professor Kumpf!
Interview mit einem großen Annaberger
Am 5. September 2022 ist Prof. Gottfried Kumpf im 91. Lebensjahr verstorben. Der in Annaberg geborene, weltweit renommierte Künstler war seinem Geburtsort immer sehr zugetan, davon zeugt nicht zuletzt der Brunnen im Ortszentrum, den die von ihm gestaltete Eule ziert.
Die Eule fliegt
Durch die guten Kontakte von Familie Ramsauer zum Künstler, wurde 2019 ein weiteres Projekt umgesetzt. Dank der Bemühungen durch Georg Ramsauer konnte in kürzester Zeit eine Gondel der Donnerkogelbahn um ein weiteres Zeugnis des vielfältigen Schaffens von Gottfried Kumpf bereichert werden. In Anlehnung an die bereits vorhandene Eule, breitet diese nun ihre Flügel aus und schwebt bergwärts. Zur feierlichen Einweihung der Gondel mit der Nr. 37, begrüßten zahlreiche Festgäste den damals 88-jährigen Künstler, der selber stets begeisterter Skifahrer war, und seine Frau Guni. Ich hatte die Ehre und das Vergnügen, den Künstler danach zum kurzen Interview zu bitten. Jetzt, im November, im Monat von Allerheiligen und Allerseelen, möchte ich Euch das Interview mit Prof. Gottfried Kumpf bei seinem letzten Besuch in Annaberg noch einmal in Erinnerung rufen.
Herr Professor Kumpf, wie wichtig ist Ihnen Heimat?
Kumpf: „Heimat wird immer so romantisch dargestellt, mit diesem Verwurzeltsein. Das verbinde ich nicht damit. Für mich ist es viel mehr ein angenehmes Gefühl.“
Es ist ja nicht die erste Eule, die Sie für Annaberg entworfen haben?
Kumpf: „Richtig, schon vor gut 20 Jahren habe ich in Bologna eine Eule aus Bronze gegossen und der Gemeinde Annaberg-Lungötz zum Geschenk gemacht. Sie steht auf einem von mir entworfenen Brunnen direkt vor der Mittelschule.“
Der Platz um den Brunnen ist ein richtiger Treffpunkt geworden
Kumpf (lächelt verschmitzt): „Naja, man muss ja auch direkt daran vorbeifahren, wenn man durch den Ort will. Ich habe gehört, dass die Schule selber und auch die Gemeinde die Eule nun als Logo verwenden.“
Das Kunstwerk auf der Gondel ist also eine Fortsetzung dieser Eule?
Kumpf: „Ja, so kann man sagen. Ich bin ja früher viel Skigefahren und kenne viele Skigebiete. Aber ich muss sagen, die Gondeln der Donnerkogelbahn gefallen mir sehr gut. Natürlich ist es auch zum Teil der technische Fortschritt, es ist ja eine noch relativ junge Bahn. Aber sie ist schon etwas Besonderes mit ihrer Mittelstation. Auch die Geschwindig war sehr angenehm.“
Sie waren immer ein leidenschaftlicher Skifahrer?
Kumpf: „Ich bin mit den Skiern automatisch aufgewachsen. In die Schule ging es damals auch auf Ski. So macht man eben im Laufe der Zeit auch die Entwicklungen beim Skifahren mit.“
Wäre dann die logische Folge ein „kumpf-designter“ Ski?
Kumpf (überlegt kurz): „Ja, das würde ganz gut passen.“
Ein weiterer Annaberger, Marcel Hirscher, hat ja genau mit Skifahren riesige Erfolge eingefahren. Wäre das vielleicht auch eine Karriere für Sie gewesen?
Kumpf: „Nein, dazu hatte ich nie das Talent. Mit meinen Reflexen wäre ich viel zu langsam. Aber die Ruhe und Geduld brauche ich bei der Malerei, wo man stundenlang sitzt, skizziert und malt.“
Haben Sie die Karriere von Marcel Hirscher ein wenig mitverfolgt?
Kumpf (enthusiastisch): „Ja natürlich! Ich habe alles im Fernsehen angesehen, es ist doch eine fast patriotische Angelegenheit. Marcel hat uns so viel Freude gemacht. Diese Konzentration, dieses Gefühl – das ist ein großes Talent.“
Talent braucht es aber auch in der Kunst?
Kumpf: „Auf jeden Fall. Ich habe ja begonnen, Medizin zu studieren und sollte in die Fußstapfen meines Vaters treten. Aber bereits im Studium habe ich und auch andere schon erkannt, dass ich Talent für´s Malen habe. So rief man mich beispielsweise nach Obergurgl, wo ein Keltenschädel ausgegraben wurde. Ich machte davon Federzeichnungen in Anatomiebücher. Ein Foto ist nie so deutlich wie eine Federzeichnung. Schauen Sie einmal in einem Schwammerlbuch nach.“
So sind Sie also in die Kunst gewechselt?
Kumpf: „Zur damaligen Zeit als Maler tätig zu sein und dabei auch noch erfolgreich zu werden, das war anfangs schon sehr hart. Aber mein Talent hat sich entwickelt – Gott sei Dank. Ich will Bilder malen, die andere anregen oder gefühlsmäßig ansprechen. Es freut mich immer, wenn auch Kunstsammler nicht kaufen, weil „Kumpf“ draufsteht, sondern weil sie es mit Herz erwerben.“
Neben Bildern und Skulpturen waren Sie auch schauspielerisch tätig?
Kumpf: „Ich habe für die Verfilmung der wunderbar traurigen Novelle „Das falsche Gewicht“ von Josef Roth das Plakat gestaltet und eine Rolle im Film gehabt. Ich kann nix dafür, jetzt bin ich schon 50 Jahre darin im Internet zu sehen.“
Wie wollen Sie Ihren 90. Geburtstag feiern?
Kumpf: „Es gibt Menschen, die feiern ihren Geburtstag ein ganzes Jahr lang. Auch gut. Für mich ist das nichts Besonderes, ich habe schon so viele Geburtstage gehabt. Mir wurde erzählt, dass mich meine Mutter als Baby in der frischen Lammer gebadet hat. Vielleicht bin ich deshalb mit fast 90 immer noch so fit und jetzt schau ich mir an, ob es noch einmal so lange wirkt!“
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